Wie Gemeinden innovative Verkehrslösungen umsetzen können
Im Rahmen des Projekts ULTIMOB werden innovative nachhaltige Mobilitätslösungen in Pilotregionen getestet – für Salzburg hat das Research Studio iSPACE mit dem Salzburger Verkehrsverbund Pendlerströme analysiert. Aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse wurden im Rahmen eines Vernetzungstreffens mit Follower-Gemeinden durch das Klimabündnis breit geteilt: So können innovative Maßnahmen in ganz Österreich aufgegriffen und implementiert werden.
Das österreichische Mobilitätssystem steht vor komplexen Herausforderungen: Der Anteil an motorisiertem Individualverkehr ist nach wie vor hoch, auch wenn Klima- und Bodenschutz eine Verringerung verkehrsbezogener Emissionen und den häufigeren Verzicht auf das Auto verlangen. Gleichzeitig wandeln sich Lebensstile und Mobilitätsverhalten: Traditionelle Arbeitsmodelle werden zunehmend von Möglichkeiten zu Remote Work abgelöst; viele Menschen sind jedoch nach wie vor zum Pendeln gezwungen.
Integrative Gesamtlösungen können helfen, diese Herausforderungen zu überwinden. Nachhaltige Mobilität kann so erheblich zur Erreichung gesellschaftlicher, ökologischer und wirtschaftlicher Ziele beitragen.
Vier Regionen testen Ultimative Integrierte Mobilitätslösungen
Im Rahmen des Projekts ULTIMOB werden innovative Mobilitätslösungen in einem Bottom-Up-Ansatz in vier Pilotregionen (Großraum Salzburg, Graz Umgebung, Tullnerfeld, Ötztal) umgesetzt. Damit sollen die Nutzbarkeit des Verkehrssystems gesteigert, der Anreiz für nachhaltiges Mobilitätsverhalten erhöht, und die Rahmenbedingungen für neue Entwicklungen verbessert werden.
Für Salzburg entwickelte das Research Studio iSPACE Smart Settlement Systems der RSA FG mit Unterstützung des UML Salzburg und des Salzburger Verkehrsverbunds die „Haltestelle 4.0“
Follower-Gemeinden schauen zu und lernen
Ein zentraler Teil des ULTIMOB Projekts ist der Follower-Prozess: Die erarbeiteten Mobilitätslösungen sollen keine reinen Pilotprojekte bleiben, sondern auch in weitere ähnliche Gemeinden und Regionen getragen werden. Dafür wurden 23 Klimabündnis-Gemeinden und dazugehörige Regionen ausgewählt, die Teilergebnisse mitverfolgen und überlegen, wie sie die erarbeiteten Maßnahmen in ihren Gemeinden adaptieren und implementieren können. Dieser Prozess ist neu und einzigartig in Österreich.
In einem Vernetzungstreffen organisiert durch das Klimabündnis am 25.Mai 2021 wurden die Gemeinden zuletzt über aktuelle Erkenntnisse informiert – Thomas Prinz vom Research Studio iSPACE Smart Settlement Systems stellte die wesentlichen Ergebnisse des Projekts Haltestelle 4.0 vor:
Ziel der UML Haltestelle 4.0 ist es, am Bahnhof Neumarkt am Wallersee langfristig eine „Laborhaltestelle“ aufzubauen, an der einerseits innovative Neuentwicklungen und technische Lösungen getestet und evaluiert werden können, andererseits aber auch relevante digitale Daten und Datenschnittstellen für Forschungs- und Entwicklungsprojekte bereitgestellt werden.
„Ziel ist die Gewinnung neuer Erkenntnisse über die Nutzung und Akzeptanz neuer und innovativer Haltestellenausstattung und die Übertragbarkeit von Ergebnissen auf andere Mobilitätsknoten – insbesondere im Kontext von Park-and-Ride, Bike-and-Ride und Kiss-and-Ride. Innovationen sollen den multimodalen Zugang aus der Region zum öffentlichen Verkehr attraktiv gestalten, den Umstieg erleichtern und die Durchgängigkeit von multimodalen Wegketten verbessern“, so Thomas Prinz.
Die mögliche Übertragbarkeit auf andere Knoten wird im Projekt ULTIMOB gemeinsam mit dem Salzburger Verkehrsverbund untersucht. Potenziale an Erwerbs- und Ausbildungspendler*innen werden errechnet und deren Möglichkeit, Haltestellen flexibel – ob zu Fuß, mit dem Rad oder via PKW – zu erreichen, analysiert. Darauf aufbauend erstellt der „Multimodale Aktionsplan“ Handlungsempfehlungen für ausgewählte Standorte: Welche Verkehrsteilnehmer*innen sind relevant? Welche multimodale Ausstattung wird benötigt? Welche Verkehrsmittel sollten priorisiert werden?
Diese Analysen sollen in eine flächendeckende Strategie zum Ausbau multimodaler Knoten im Land Salzburg einfließen. Follower-Gemeinden aus anderen Bundesländern konnten beim Vernetzungstreffen von den Salzburger Erkenntnissen lernen und Ideen für die Umsetzung in ihren Gemeinden sammeln.
Die übrigen 1.000 Klimabündnis-Gemeinden werden per Newsletter über die Entwicklungen und Teilergebnisse des ULTIMOB-Projekts informiert – und auch internationale Partner können über „Klimabündnis International“ mehr über das Projekt lernen.
Schließlich ist nachhaltige Mobilität ein globales Projekt, das kleinräumige, regionalen Lösungen genauso benötigt wie internationale Strategien.