Über sechs Jahre lang erstellten 24 Projektpartner*innen zuerst einen WÄRME-, und dann einen ENERGIEatlas, der bereits in drei Bundesländern eingesetzt wird.
Räumliche Energieplanung ist eines der wichtigsten Instrumente für eine nachhaltige Klimawandelanpassung. Das Projekt Spatial Energy Planning for Energy Transition (GEL S/E/P II) hatte die Verbesserung der Planungsgrundlagen zum Ziel und baut auf dem Vorprojekt Spatial Energy Planning for Heat Transition (GEL S/E/P I) auf. Dabei lag der Fokus auf Verwaltungsprozessen und im Wärmebereich. In GEL S/E/P II erfolgte eine Erweiterung auf Mobilität und zu Teilen auch auf Strom. Die Grundlagen im Wärmesektor wurden weiterentwickelt und vertieft und das Zielpublikum wurde von Anwender*innen aus den Verwaltungen erweitert auf Energieunternehmen.
Das Projekt erhob und definierte mit den User*innen in Workshops die konkreten Anwendungsfälle, beispielsweise Energiethemen im örtlichen Entwicklungskonzept, Baueinreichungen, kommunalen Wärmeplanungen, Berichte und Monitoring. Darauf aufbauend wurden abgestimmte Methoden entwickelt, die Grundlagen für eine räumliche Energieplanung liefern. Bei dem Projekt stimmten sich Partner*innen aus Wissenschaft, Energieagenturen, Energieinfrastrukturbetreibern und in den Bundesländern Salzburg, Steiermark und Wien ab und brachten verschiedenste Perspektiven ein.
Die wichtigsten Projektergebnisse sind der umfassende digitale ENERGIEatlas–Prototyp und darauf basierende automatisierte Berichtsfunktionen. Der ENERGIEatlas enthält detaillierte Informationen zu Gebäuden, Energie- und Mobilitätsbedarfe, erneuerbaren Energiepotenzialen und Infrastrukturen. Großteils aufbauend auf einem umfassenden Gebäudemodell werden planungsrelevante Informationen – etwa zu Gebäudebestand, Heizungssystemen, Sanierungsgrad und Energiebedarf, Mobilitätsbedarf und -infrastruktur – dargestellt. Als automatisiert erstellbarer Bericht ist beispielsweise die Bestandsanalyse Energie für das räumliche Entwicklungskonzept konzipiert. Dieser Prototyp wurde außerhalb des Forschungsprojektes weiterentwickelt. Mittlerweile haben bereits über zwei Drittel der Gemeinden im Bundesland Salzburg bis Ende 2024 einen solchen Bericht angefragt und erhalten. Die Bestandsanalyse Energie beschreibt detailliert, stellt kartographisch dar und interpretiert das Energiesystem einer Gemeinde.
GEL S/E/P I mit WÄRMEatlas als Grundstein
Mit dem Vorprojekt GEL S/E/P I wurde der Grundstein für die Implementierung räumlicher Energieplanung im Bereich des Wärmesektors gesetzt, indem es die grundlegenden Methoden, Prozesse, IT- und Datenaustauschanforderungen entwickelte. Ein WÄRMEatlas zur Darstellung von standortspezifischen, energiebezogenen Informationen – Wärmebedarfe, Energieversorgungsinfrastruktur und erneuerbare Energiepotenziale – wurde für den Sektor Wärme entwickelt.
Während der Projektlaufzeit wurde eine klar strukturierte Methode für den Aufbau von Informationsgrundlagen für die räumliche Energieplanung entwickelt, mit standardisierten Vorlagen für alle notwendigen Schritte.
Ein weiteres wesentliches Ergebnis des Projekts GEL S/E/P I war die Entwicklung eines Gebäudemodells, das Gebäudeeigenschaften wie Nutzung, Abmessungen und Wärmebedarf bereitstellt und die Visualisierung dieser Gebäudeeigenschaften auf digitalen Karten ermöglicht.
Im Projekt GEL S/E/P II wurde dann die Arbeit fortgeführt und vertieft. Dabei wurde der WÄRMEatlas außerdem auf die Sektoren Strom und Mobilität ausgeweitert sowie ein umfassender Wärmeatlas entwickelt.
Ausrollung auf andere Bundesländer möglich
Der ENERGIEatlas bietet der öffentlichen Verwaltung Informationsgrundlagen, die vielfältige Anwendungen ermöglichen, unter anderen im Bereich Kommunikation, Analyse und Planung, Entscheidungshilfe und Berichtspflichten sowie Monitoring. Um diese Anwendungen zu forcieren, wurden im Rahmen des Projekts ein „Hub“, in Form von einem Gremium mit Vertretungen der Stadt- und Landesverwaltung, in jedem teilnehmenden Bundesland gegründet. Die Projektergebnisse wurden regelmäßig vor den Hubs vorgestellt und die Entwicklung des ENERGIEatlas wurde an die Anforderungen der Hubs in jedem teilnehmenden Bundesland angepasst. Darüber hinaus wurde auch die Skalierung des ENERGIEatlas in Bregenz und Villach durch verschiedene Disseminierungsaktivitäten angestrebt.
Der Mehrwert der S/E/P Methode liegt beispielsweise im Fokus auf Anwendungen, im Bottom-Up Ansatz, in der hohen räumlichen Auflösung sowie generell in den hochwertigen Datengrundlagen sowie dem Ziel einer Integrierbarkeit in die GIS-Systeme der Länder. Da die S/E/P Methode über die drei Bundesländer Steiermark, Wien und Salzburg harmonisiert entwickelt wurde, sind die Ergebnisse Bundesländer übergreifend vergleichbar. Durch die abgestimmten Methoden verfügt der ENERGIEatlas über hohes Potenzial für eine Ausrollung auf weitere Bundesländer.
Mehr zu den Anwendungsbereichen
Der Atlas bietet detaillierte Einblicke in die Sektoren Wärme, Strom und Mobilität. Insbesondere das Gebäudemodell ermöglicht präzise Analysen von Energiebedarfen, Heizsystemen und Sanierungspotenzialen, während weitere Layer erneuerbare Wärmepotenziale wie Solarenergie, oberflächennahe Geothermie und Luftwärmepumpen bewerten. Automatisierte Berichtsfunktionen machen diese Daten leicht nutzbar, beispielsweise für kommunale Planungsprozesse.
Ein bedeutender Fortschritt des Projekts war die Erweiterung der Methoden auf die Sektoren Mobilität und Strom. Im Bereich Mobilität wurden etwa Standortqualitäten für nachhaltige Verkehrsformen bewertet und Bedarfsflächen für E-Ladesäulen identifiziert. Im Stromsektor standen die Planung von Photovoltaikflächen auf versiegelten Arealen sowie die Analyse von Strombedarfsdichten im Fokus, um koordinierte Infrastrukturplanungen zu unterstützen.
Die standardisierte Methodik des Projekts basiert auf einem modularen Ansatz, der die flexible Kombination und Weiterentwicklung verschiedener Themenbereiche ermöglicht. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf die Automatisierbarkeit der Datenaktualisierung und die Integration der Ergebnisse in bestehende GIS-Systeme gelegt. Dies erleichtert die Anwendung der entwickelten Methoden erheblich und schafft eine breite Nutzbarkeit für unterschiedliche Planungsaufgaben.
Neben den technischen Innovationen hat das Projekt auch rechtliche Herausforderungen adressiert. Ein umfassendes Screening relevanter Rechtsmaterien identifizierte Unsicherheiten, etwa im Datenschutz oder in der Datenbereitstellung. Ergänzend wurden praxisorientierte Leitfäden erstellt, die beispielsweise die Koordination von Infrastrukturprojekten oder die Zonierung von Potenzialgebieten erleichtern.
Insgesamt bietet das Projekt GEL S/E/P II eine solide Basis für datengetriebene, nachhaltige räumliche Energieplanung. Die Ergebnisse ermöglichen unter anderem Kommunen und Energieunternehmen, gezielte Maßnahmen zur Dekarbonisierung zu entwickeln, den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben und Klimaziele effektiv zu verfolgen.
Dafür waren über 20 Partnerinstitutionen über sechs Jahre lang in drei Bundesländern im Einsatz. Die Vorgaben aus EU-Richtlinien (v.a. Energy Efficiency Directive – EED III, Renewable Energy Directive – RED III und Energy Performance of Buildings Directive – EPBD) schaffen neue Aufgaben für die Verwaltung, die durch eine strukturierte räumliche Energieplanung und die Verfügbarkeit von energiebezogenen Daten maßgeblich vereinfacht werden können. Während die relevanten Kompetenzen wie Raumordnung und Baurecht primär auf Länderebene liegen, betreffen die EU-Anforderungen den Bund. Dieser steht nun vor der Herausforderung, eine entsprechende Struktur für die Länder und im Hinblick auf die Erfüllung der eigenen Verpflichtung zu forcieren, die einerseits die Erreichung der Ziele und andererseits die Dokumentation dieser Zielbeiträge unterstützt.
Die S/E/P Methode kann hierzu einen Beitrag leisten. Die drei beteiligten Bundesländer sowie Vorarlberg nutzten 2024 bereits aktiv die Inhalte. Artikuliertes Interesse gab es von Energieagenturen aus vier weiteren Bundesländern.