Was hat generative KI mit dem Science-Fiction-Werk Dune zu tun? Die Autoren beantworten diese Frage mit ihrem neuen Framework für die Schaffung und Verwaltung von Kunstwerken durch künstliche Intelligenzen: Curatorial Companionship

In einer Welt, in der KI-generierte Kunstwerke immer wichtiger werden, ist es entscheidend, dass wir effektive Wege finden, diese zu organisieren und zu verwalten. In ihrem Artikel in der kürzlich erschienenen ERCIM-Aprilausgabe stellen Thomas Ballhausen (Universität Mozarteum Salzburg), Stefan Gindl (RSA FG) und Markus Tauber (RSA FG) einen neuartigen Ansatz zur Schaffung digitaler Kunstwerke als „synthetische Fiktion“ vor.  Dazu schlagen sie zwei neue, innovative Konzepte vor: „Cultural Companionship“ und „ArtScrum“. Ersteres kombiniert Fähigkeiten und Fachwissen aus verschiedenen, möglicherweise unzusammenhängenden Fachbereichen; letzteres ist ein strukturiertes, iteratives Konzept, das aus der Software-Entwicklung übernommen und speziell an die Bedürfnisse der digitalen Kunstschaffung angepasst wurde.

ArtScrum als neuer methodischer Ansatz

Die Autoren ziehen das gängige Scrum-Framework, ein Prozessmanagement-Tool mit weiter Verbreitung in der Software-Entwicklung, heran und stellen damit einen neuen methodischen Ansatz vor: ArtScrum sei der ideale Rahmen für die Schaffung von Kunst durch generative KI. ArtScrum bietet eine strukturierte Vorgehensweise, im Rahmen derer Curatorial Companionship im Schaffungsprozess eingesetzt werden kann. Es führt von der Vision zur Sammlung notwendiger Daten, deren Archivierung, über die Kunstschaffung (durch generative KI) bis zur endgültigen Auswahl eines Artefakts in einer Reihe von aufeinander aufbauenenden Iterationen. Der Output jedes vorangegangenen Schritts wird zum Input für die nachfolgende Iteration. Der letzte Auswahlschritt markiert das Ende des Prozesses, bei dem das endgültige digitale Artefakt – ein Musikstück, literarisches Werk oder ein Film – das Ergebnis ist.

Anwendungsfall „Synthetic Fiction“

Ein möglicher Anwendungsfall ist die Schaffung synthetischer Fiktion. Als Beispiel nennen die Autoren den Science-Fiction-Romanreihe Dune (1965) von Frank Herbert und gehen der Frage nach, wie Curatorial Companionship auf die Schaffung von digitalen Artefakten – in diesem Fall eine Verfilmung – angewendet werden kann. Cultural Companionship und ArtScrum werden hier zur Schaffung synthetischer Fiktion angewandt. Die Autoren ziehen ausserdem eine rekonstruktive Perspektive in Betracht, d.h. die Vervollständigung unvollständiger, fragmentierter oder sogar gänzlich unrealisierter Werke. Hier verweisen sie auf die gescheiterte Verfilmung durch den Avantgarde-Regisseur Alejandro Jodorowsky aus den 1970er Jahren und dessen Wichtigkeit, trotz Misserfolg. Hier sehen sie eine erste, wenn auch in Umfang und ästhetischer Qualität begrenzte Visualisierung durch generative KI. Ein weiteres Beispiel ist eine alternative Interpretation der Neuverfilmung im Stil der „ebenso alptraumhaften wie ästhetisch ausgeprägten Werke von H.R. Giger“.

KIs als Tools denken

Generative KI-Anwendungen werden generell als Werkzeuge verstanden. Im Rahmen von Cultural Companionship und ArtScrum sind sie als Instrumente zur Unterstützung von Akteur*innen mit interdisziplinärem Hintergrund gedacht. Die beiden neuen Konzepte sind ein wichtiger Schritt zur Gestaltung des Prozesses der Kunstschaffung in der synthetischen Fiktion. Sie erleichtern die Zusammenarbeit und bieten eine effektive Möglichkeit, die Schaffung digitaler Inhalte zu organisieren, zu strukturieren und gar neu zu denken.