Bis 2030 wird mit rund 50.000 zusätzlichen MINT- und Hightech-Jobs gerechnet. Gleichzeitig sinkt die Attraktivität einer solchen Karriere für Frauen. Wie man diesen Trend umkehren und einen tiefergehenden Wandel herbeiführen kann, diskutierten am 8. Mai 2023 beim FEMtech Netzwerktreffen namhafte Akteur*innen unterschiedlichster Branchen.
Das Event fand unter dem Thema „Von den Besten lernen – Kulturwandel als Erfolgsfaktor?“ statt. Es war eine Veranstaltung für Frauen in der Technologiebranche und bot die Möglichkeit zum Austausch und Networking. Daniela Duh, Lisa Schneckenreiter und Stefan Gindl der RSA FG waren dabei.
Status Quo & Good-Practice
Nach der Eröffnung durch Beate El-Chichakli, Leiterin der Abteilung III/1-Grundsatzangelegenheiten in der Sektion Innovation und Technologie des BMKs, folgten zwei Keynote-Vorträge: In seiner Vortrag stellte Florian Holzinger von Joanneum Research teils sehr ernüchternde Zahlen vor: Obwohl der Frauenanteil in der außeruniversitären Forschung bis 2021 auf 45% anstieg, liegt der Anteil in Führungspositionen nach wie vor bei nur 20%. Josipa Basta, Gruppenleiterin für Recruiting und Personalmarketing bei Bosch Österreich, bot in ihrer Keynote einen Einblick, wie in ihrem Unternehmen alle Mitarbeiter*innen durch ein dynamisches Arbeitsmodell unterstützt und damit die Flexibilität für Kinderbetreuung für alle Geschlechter gefördert wird. Demnächst soll sogar eine 99%-Homeoffice-Vereinbarung möglich sein. Um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, gibt es das geteilte Führungsmodell, bei dem sich zwei 30h-Angestellte eine Vollzeit-Gruppenleiter*innenstelle teilen.
Kinderbetreuung und Empowerment
Studien zeigen, dass die Kinderbetreuung meistens in weiblicher Verantwortung liegt. Wissenschaftliche Karrieren enden daher oft mit Schwangerschaft und der Kindererziehung.1 Nach den Vorträgen von Holzinger und Basta wurde am Podium diskutiert, wie man die Bedingungen für Frauen verbessern könnte. Gerd Hesina (VRVis – Zentrum für Virtual Reality und Visualisierung Forschungs-GmbH) und Wolfgang Kern (PCCL – Polymer Competence Center Leoben GmbH) betonen Möglichkeiten, wie Home-Office oder geteilte Führung, um die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und Beruf zu erleichtern. Josipa Basta erinnerte, dass Kinderbetreuungspflicht nicht nur Frauenthema sei und die Karenz für Väter müsse angeregt werden.
Aber auch Empowerment von Frauen müsse gefördert werden. Kern berichtete von seinen Beobachtungen, dass Frauen sich bei Vorstellungsgesprächen „weniger zutrauen“. Bei gleicher Kompetenz würden sich Männer oft mit mehr Selbstbewusstsein besser verkaufen. Er beobachtet, bei weniger strikteren Anforderungen in der Stellenausschreibung erhöhe sich der Anteil von Bewerberinnen.
FEMtech: Chancengleichheit für alle
FEMtech ist eine Initiative, die zum Ziel hat, Frauen in Forschung, Technologie und Innovation sichtbar zu machen, zu unterstützen und zu empowern. Zweimal jährlich findet das Netzwerktreffen statt. Außerdem führen sie eine Datenbank, in der rund 2.500 Expertinnen mit technischem und naturwissenschaftlichem Background zu finden sind. Ein weiterer Service ist die ausführliche Liste von Studien zum Thema „Chancengleichheit in Forschung und Technologie“, die zusammengefasst auf der FEMtech Website präsentiert werden. Hier ist zum Beispiel eine Zusammenfassung eines Leitfadens, wie eine Forschungseinrichtung Frauen besser fördern kann.