Nirgendwo in der EU wird so viel Grünland verbaut wie in Österreich: Wir sind Europameister im Bodenverbrauch – die Flächenentwicklung ist zunehmend entkoppelt von der Bevölkerungsentwicklung. Doch zum Glück wird auch die Notwendigkeit, mit vorhandenen Ressourcen effizient und nachhaltig umzugehen, Böden nicht unnötig zu versiegeln und vorhandene Infrastruktur zu nutzen, zunehmend gesehen. Funktionierende Raumplanung ist nicht nur wichtig, um Ortskerne zu stärken und kurze Wege für Einwohner*innen ermöglichen, sie kann auch beim Umweltschutz und dem Erhalt von Naturräumen helfen.
Internationaler Erfahrungsaustausch am Dresdner Flächennutzungssymposium
Das Dresdner Flächennutzungssymposium (DFNS) widmet sich den aktuellen Entwicklungen in der Flächenpolitik, dem Flächenmanagement und der nachhaltigen Raumentwicklung. Dieses Jahr fand das vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) organisierte Symposium als hybride Veranstaltung vom 28. bis 29. Juni statt. Fokus des Symposiums ist der internationale Wissenstransfer: Durch den länderübergreifenden Erfahrungsaustausch sollen sowohl Expert*innen als auch Gemeindevertreter*innen von anderen lernen und nachhaltige Raumentwicklung vorantreiben können.
Sabine Gadocha vom Research Studio iSPACE Smart Settlement Systems der RSA FG stellte beim DFNS Lösungsansätze aus der Geoinformatik für die automatisierte Bewertung und Simulation der Siedlungsinnenentwicklung vor. Die Methoden wurden im Rahmen des Zentrums Alpines Bauen entwickelt – sind also stark an der alpinen Landschaft im Land Salzburg orientiert. Im alpinen Raum ist Flächen- und Energieeffizienz durch die topographischen und klimatischen Gegebenheiten eine besondere Herausforderung. Dennoch können viele der hier entwickelten Ansätze auch auf Standorte außerhalb des Alpenraums übertragen werden.
Innovative Werkzeuge ermöglichen vorausschauende Raumplanung
Wer zukunftsfähige Raumplanung machen will, muss zunächst den Bestand detailliert kennen: Welche Potenziale an bebautem und unbebautem Bauland gibt es? Was sind deren Eigenschaften in Bezug auf Standortqualität oder Mobilisierbarkeit? Wie wird sich der örtliche Wohnraumbedarf in Zukunft entwickeln? All diese Fragen müssen bereits heute mitgedacht und in Strategien und Planungsentscheidungen berücksichtigt werden.
Im Zentrum Alpines Bauen – Forschungsschwerpunkt Simulation von Siedlungssystemen werden mit Methoden der Geoinformatik innovative Modelle und Werkzeuge entwickelt, die zur vorausschauenden Raumplanung genützt werden können. Sie unterstützen etwa bei der Identifikation von Nachverdichtungspotenzialen oder der Abbildung der zukünftigen Entwicklung der Wohnungsnachfrage. Dafür werden Faktoren wie Gebäudeparameter, Verkehrsanbindung oder auch etwaige Wohnbauförderungen herangezogen.
Die erarbeiteten Werkzeuge helfen Gemeinden und Planer*innen, ihre aktuelle und zukünftige Siedlungsentwicklung auf belastbaren Daten und zukunftsweisende Szenarien aufzubauen. Die vermittelten Informationen und übertragbaren GIS-Tools dienen als Planungsgrundlage für die gesamthaften Entwicklungsmöglichkeiten einer Gemeinde – ob im alpinen Raum oder international.
Das Zentrum Alpines Bauen ist eine Initiative der RSA FG in Kooperation mit der FH Salzburg. Das Zentrum wird vom Land Salzburg im Rahmen der WISS2025 gefördert.