Im Projekt LösungsWege arbeitet das Salzburger Studio gemeinsam mit einem großen Konsortium an interkommunalen, regionalen Mobilitätslösungen.

Fast 30 Prozent der Gesamtemissionen in Österreich verursachte im Jahr 2022 der Verkehrssektor. In der Steiermark ist er sogar für fast die Hälfte der Treibhausgasse verantwortlich und die Personenmobilität alleine für zwei Drittel davon. Das ist eine schlechte Bilanz – in den österreichischen Großstädten hat der Umweltverbund im Vergleich den Motorisierten Individualverkehr (MIV) in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgedrängt. 

Gerade im ländlichen Raum trifft eine zersiedelte, ohnehin dünn gesähte Bevölkerung auf eine mangelnde Anbindung an öffentliche Verkehrssysteme. Das führt dazu, dass in der Steiermark über 68 Prozent der Wege per MIV zurückgelegt werden, mit einem Spitzenwert in der Südoststeiermark von 77 Prozent 

Dem möchte das neue Projekt LösungsWege unter dem Vorsitz des Innovationszentrums W.E.I.Z. in der Steiermark mit interkommunalen Kooperationen in der Oststeiermark entgegenwirken. Denn in Österreich fehlt es oft an den Ressourcen, Kapazitäten und Daten, um solche Kooperationsmodelle für die Mobilitätsversorgung zu ermöglichen.  

Als Fokusgebiet dient in LösungsWege die Oststeiermark (201 993 Einwohner*innen), seine 15 Klima- und Energie-Modellregionen und deren bezirksübergreifend 72 Gemeinden. In der Region fehlt es an Mobilitätsketten, außerdem besteht aufgrund schlechter Erreichbarkeit der ersten und letzten Meile eine zu große Abhängigkeit vom MIV. Mehr und mehr Gemeinden und Regionen erkennen ihren eigenen Handlungsbedarf, jedoch sind flexible Mobilitätsformen bzw. On-Demand Angebote wie Mikro-ÖV, E-Car-Sharing, Bike-Sharing, E-Ladestationen) derzeit meist geographisch beschränkte Einzelmaßnahmen.  

47 Prozent Umweltverbund statt 68 Prozent MIV 

LösungsWege unterstützt den Kompetenzaufbau zwischen den Bedarfsträgern von Gemeinde bis Verkehrsverbund, um neue On-Demand Angebote langfristig systemisch in ein Gesamtsystem zu integrieren.  

Im Zentrum von LösungsWege stehen neue intermodale und -kommunale Kooperations- und Organisationsformen, welche die Koordination und Integration bestehender sowie neuer öffentlicher und privat(wirtschaftlich)er On-Demand-Angebote unterstützen. LösungsWege hat das Potential, zur Steigerung des Anteils des Umweltverbundes an der Verkehrsleistung in der Personenmobilität auf 47 Prozent und Klimaneutralität bis 2040 beizutragen. Besonderer Fokus liegt dabei im Gesamtsystem auf interkommunalen und regionalen Mobilitätslösungen am Beispiel Oststeiermark – stellvertretend und übertragbar für weitere Regionen Österreichs. 

Flächendeckende Daten der Personenmobilität sind aktuell auf Gemeindeebene nicht vorhanden. Es gibt großen Bedarf an bundesweiten Dateninnovationen und digitalen Innovationen für evidenzbasierte Grundlagen zur Entwicklung neuer On-Demand Angebote. 

Lösungsansätze und Forschungsdesign 

Das Studio iSPACE leitet das Arbeitspaket “Mobilitätsnachfrage verstehen – Bottom-Up THG-Inventare. Dabei liegt der Fokus auf einer standardisierten, österreichweit anwendbaren Aufbereitung, Analyse und Darstellung von Mobilitätsnachfrage für Standorte, um evidenzbasierte Planungsgrundlagen zu entwickeln und damit verkehrs- und energieraumplanerische Treiber zu stärken, Hemmnisse zu minimieren und notwendige Konzepte zu entwickeln.  

Meilensteine sollen die Entwicklung und Umsetzung eines übertragbaren räumlichen Modells zur Abschätzung des standortbezogenen Verkehrsaufwandes sein. Ein GIS-Modell zur flächendeckenden Berechnung der Standortqualität sowie der Wege für die Alltagsmobilität (Verkehrsaufwand in Personenkilometern) an Wohnstandorten wurde prototypisch für Salzburg erstellt und wird im Projekt weiterentwickelt. 

LösungsWege wird die relevanten Stakeholder*innen und Akteur*innen der Region identifizieren und für eine vertiefende Bedarfserhebung an einen Tisch bringen. Dazu werden die On-DemandAngebote und deren Stakeholder*innen in der Oststeiermark gesammelt, evaluiert und die Informationslücken geschlossen 

 Erfahrungsschatz aus anderen Projekten 

LösungsWege profitiert von anderen Projekten, ebenfalls mit iSPACE-Beteiligung. Im Vorprojekt GEL S/E/P II wurden infrastrukturelle Standortqualitäten im fußläufigen Umfeld um den Wohnort (Stadt der kurzen Wege) für das Land Salzburg berechnet und dem Mobilitätsangebot gegenüberstellt. Dieser Ansatz wird für die standortbezogene Auswertungen von Wegen der Alltagsmobilität auf unterschiedliche Verkehrsmittel erweitert. Ansätze aus den Projekten ULTIMOB und PRIMA, wo prototypisch Potentialmodelle für integrierte Angebote entwickelt wurden, werden erweitert und in das LösungsWege-Bewertungsmodell integriert.  

LösungsWege kann sowohl auf technologische als auch auf inhaltliche Komponenten aus weiteren Referenzprojekten und Modellen von Research Studios Austria wie ÖV-Güteklassen oder Erreichbarkeitsmodell Österreich aufbauen und diese weiterentwickeln. Mit der prototypischen Umsetzung und der planerischen Inwertsetzung in der Oststeiermark kann demonstriert werden, wie diese Ergebnisse interkommunale Kooperationsmodelle fördern und zu einer nachhaltigen Verbesserung der regionalen Mobilitätsversorgung beitragen können. 

Außerdem arbeitet das Studio iSPACE am Arbeitspaket “Innovative Grundlagen für eine integrierte räumlich Verkehrsplanung und die Entwicklung und Umsetzung neuer integrierter und bedarfsgerechter Mobilitätsangebote” mit. 

Im Innovationszentrum W.E.I.Z. fand bereits ein Kick-Off statt, bei dem das Konsortium noch einmal die Ziele und Pläne besprach. 

Konsortium:

  • Konsortialführung: W.E.I.Z. Forschungs & Entwicklungs GmbH 
  • AEE – Institut für Nachhaltige Technologien 
  • Energie Agentur Steiermark gemeinnützige GmbH 
  • FAMILY OF POWER SCE mit beschränkter Haftung 
  • Hauser Verkehrsplanung KG 
  • MGAtech GmbH 
  • Paradieschen GmbH 
  • Regionalentwicklung Oststeiermark GmbH 
  • Research Studios Austria Forschungsgesellschaft mbH 
  • Stadtgemeinde Weiz 
  • StadtLABOR – Innovationen für urbane Lebensqualität GmbH 
  • Universität Graz, Institut für Bewegungswissenschaften, Sport und Gesundheit