Das Beratungsangebot der Stadt Salzburg „BONUS” überzeugte die Jury des Friedrich-Moser-Preis der TU Wien und wurde mit einem Anerkennungspreis bedacht. Das FFG-Projekt mit iSPACE-Lead wird mit der Stadt Salzburg bereits weitergeführt in „BONANZA”.

Der Dekan der Fakultät für Architektur und Raumplanung Rudolf Scheuvens und Juryvorsitzende Helene Linzer gratulierten iSPACE-Studioleiter Thomas Prinz. Foto: Karl Heinz Porsch

Wohnen in Salzburg hat seinen Preis. Nicht nur monetär, für jeden Bau auf der grünen Wiese müssen Flächen versiegelt werden. Doch es gibt Lösungsansätze: Die Stadt Salzburg will gemeinsam mit der RSA FG und weiteren Partner*innen das Potenzial der Ein- und Zweifamilienhäuser nutzen, die rund die Hälfte der Wohngebäude in Salzburg ausmachen. Im Projekt „BONUS” erhalten Besitzer*innen Informationen zur nachhaltigen und qualitätsvollen Weiterentwicklung ihrer Gebäude beziehungsweise Grundstücke.

Dieses Projekt zeichnete die TU Wien nun mit dem „Friedrich Moser-Preis 2024” aus, den iSPACE-Studioleiter Thomas Prinz in Vertretung für die Stadt Salzburg in Wien entgegennahm. Der Preis wurde als Anerkennung für das Wirken des langjährigen Universitätsprofessors Friedrich Moser (1926-2023), Emeritus für Örtliche Raumplanung, zum vierten Mal verliehen. Die Preisverleihung fand im Rahmen der 50-Jahrfeier des Forschungsbereichs Örtliche Raumplanung der TU Wien statt.

Ausgezeichnet werden österreichische Gemeinden, Planungsverbände, Vereine und private Institutionen für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Örtlichen Raumplanung und der Stadtgestaltung.  Der Schwerpunkt der aktuellen Ausschreibung lag in der Transformation und Erneuerung im Bestand.

Siedlungsentwicklung nach Innen dank Nutzung von Bestand

Die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum mit geringem Flächenverbrauch steigert die Ressourcen- und Flächeneffizienz und unterstützt eine Siedlungsentwicklung nach innen, der sich die Stadt Salzburg bereits seit vielen Jahren verschrieben hat. Durch die BONUS-Beratung soll unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse von Hauseigentümer*innen, ihr Gebäude flächen- und ressourcensparend weiterentwickelt und neuer Wohnraum geschaffen werden. Dabei werden Bürger*innen unterstützt, die Potenziale ihres Gebäudes oder Grundstücks zu erkennen und vorhandene Möglichkeiten auszuloten. Die bisherigen Beratungen haben gezeigt, dass die Problem- und Fragestellungen zur Weiterentwicklung der Gebäude hoch individualisiert und die Anforderungen an das Beratungsteam entsprechend hoch sind.

Die Stadt Salzburg weist mit rund 50 Prozent einen hohen Bestand an Ein- und Zweifamilienhäusern auf. „In diesem vorhandenen Bestand schlummert enormes Potenzial für die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum”, meint der Abteilungsvorstand der Raumplanungs- und Baubehörde, Andreas Schmidbaur, „allerdings befinden sich diese Gebäude überwiegend in Privatbesitz. Zur Mobilisierung dieser Potenziale braucht es ein geeignetes Angebot für Eigentümer*innen, um ihnen aufzuzeigen, welche Möglichkeiten es für sie gibt ihr Grundstück weiterzuentwickeln, wenn sich beispielsweise die Lebensumstände oder die Bedürfnisse ändern.”

Die Preisträger des Friedrich Moser Würdigungspreis Oskar Januschke als Vertreter der Stadt Lienz, Bürgermeister Klaus Falkinger aus Kleinzell im Mühlkreis und Thomas Prinz aus Salzburg. Foto: DI Karl Heinz Porsch

iSPACE-Studioleiter  Thomas Prinz betont den einzigartigen Mehrwert des Projekts: „Mit der BONUS-Beratung wurde erstmals ein Instrument geschaffen, mit dem eine qualitativ hochwertige Weiterentwicklung und die Schaffung von neuem Wohnraum im Bestand von Ein- und Zweifamilienhäusern angestoßen werden kann.” iSPACE-Projektleiter Florian Schöpflin ergänzt: „Die Beratung behandelt dabei nicht nur bauliche Möglichkeiten der Wohnraumschaffung wie Umstrukturierung, Teilung oder Nachverdichtung von Gebäuden, sondern berät integrativ auch zu den Themen energieeffiziente Sanierung, Mobilität, Grün- und Freiraum sowie Klimawandelanpassungsmaßnahmen.” Damit können durch die BONUS-Beratung Unternutzung von Gebäuden und Leerstand reduziert, Bestandsstrukturen aufgewertet und das Bewusstsein der Hauseigentümer*innen für Sanierung, Mobilitätswende und Klimawandelanpassung geschärft werden.

Drei aufeinanderfolgende Projekte: BONSEI!, BONUS, BONANZA

Die Entwicklung der BONUS-Beratung erfolgte im Rahmen mehrerer aufeinander aufbauender FFG-Projekte. Im Projekt BONSEI! wurden erforderliche Grundlagendaten sowie ein erster Entwurf einer innovativen Beratungsdienstleistung zum qualitativen Weiterbauen im Bestand erarbeitet. Im Nachfolgeprojekt BONUS wurden die Dateninnovationen weiterentwickelt und erweitert sowie die BONUS-Beratungsdienstleistung erarbeitet und in der Stadt Salzburg und in Feldkirch anhand von Pilotgebieten in Testberatungen umgesetzt. Die Beratung wurde wegen des großen Interesses auch nach dem Projekt von der Stadt Salzburg weitergeführt.

Bisher wurden in Salzburg 42 BONUS-Beratungen durchgeführt und es gibt derzeit eine Warteliste für gut zehn Beratungen. Im aktuell laufenden Projekt BONANZA wird die Beratung hinsichtlich den Themen Klimawandelanpassung und Biodiversität weiterentwickelt, der Prozessablauf zur Durchführung der BONUS-Beratung weiter standardisiert und der Transfer in neue Gemeinden in Österreich angestoßen. Zur mittel- und langfristigen Prüfung der Wirksamkeit der Beratung sowie der Umsetzungen wird darüber hinaus ein Monitoringsystem entwickelt und integriert.

Das Feedback der Beratungskund*innen war äußerst positiv. Sie fühlten sich gut verstanden und die Beratungsinhalte konnten gut vermittelt werden. 90% der Befragten gaben an, dass die Informationen einen wesentlichen Beitrag und eine Entscheidungsgrundlage für künftige Maßnahmen lieferten.

Die Weiterentwicklung der BONUS-Beratung erfolgt in BONANZA mit einem interdisziplinären Team aus Forschungs- und Wirtschaftspartner*innen und wurde auch sozialwissenschaftlich begleitet. Das Konsortium bestand aus RSA FG Studio iSPACE (Lead), Energieinstitut Vorarlberg, Stadt Salzburg, Rosinak & Partner ZT Gmbh und Pulswerk GmbH.

„Die Stadt Salzburg ist bestrebt, die BONUS Beratungsdienstleistung auch nach BONANZA fortzuführen, da sie eine geeignete Möglichkeit zur Mobilisierung des Potenzials, das in untergenutzten Ein- und Zweifamilienhausgebäuden schlummert, darstellt”, bespricht die Salzburger Stadträtin für Planung und Bauen, Anna Schiester, zukünftige Pläne. Das Weiterbauen im Bestand durch die Schaffung von qualitätsvollem Wohnraum durch Umbau, Gebäudeteilung oder Nachverdichtung unter Berücksichtigung von Energieeffizienz, Mobilität, Frei-/Grünraum und Klimawandelanpassung kann durch die BONUS-Beratung effektiv angestoßen werden.