Effektiver Klimaschutz braucht gemeinsame Maßnahmen auf gesellschaftlicher Ebene – und diese brauchen Koordination. Räumliche Energieplanung, oder Spatial Energy Planning, ermöglicht es, die Potenziale erneuerbarer Energien auszuschöpfen und verfügbare Ressourcen bestmöglich zu nutzen. In einem gemeinsamen Projekt arbeiten Partner aus Wien, Salzburg und der Steiermark an der Umsetzung: Die RSA FG ist über die Arbeitsgruppe „Smart Energy Balances“ vertreten. Die Forscher*innen des Research Studios iSPACE erarbeiten Modelle, die anschließend von den Bundesländern eingesetzt werden.

Erneuerbare Energien, Elektrifizierung, Wasserstoff – der globale Energiemarkt befindet sich im Wandel und ein Klima-Report nach dem anderen zeigt: Um die europäischen Klimaziele zu erreichen sind weitreichende Änderungen in unserem Verbrauchs- und Mobilitätsverhalten notwendig. Und während ein klimabewusster individueller Lebensstil richtig und wichtig ist, braucht es im Kampf gegen den Klimawandel vor allem ein kollektives Handeln in der Gesellschaft.

Auf globaler Ebene gibt es dafür Initiativen wie die gerade zu Ende gegangene UN-Klimakonferenz, bei der internationale Staatsoberhäupter Strategien und Maßnahmen gegen den Klimawandel diskutieren. Diese Entscheidungen werden meist auf einem sehr hohen, abstrakten Level getroffen – doch auch kleinere Regionen würden von mehr Koordination profitieren.

Bereits wenn man sich nur auf Europa konzentriert, zeigt sich, dass verschiedene Regionen unterschiedlich vom Klimawandel betroffen sind. Nordeuropa wird tendenziell wärmer, Südeuropa eher trockener. Klimaschutz-Lösungen müssen daher an den jeweiligen Raum angepasst werden. Hier fehlen aber oft Information und Koordination, um verfügbare Ressourcen und Infrastrukturen bestmöglich einzusetzen und die Potenziale erneuerbarer Energieformen auszuschöpfen.

Eine Möglichkeit für Länder und Gemeinden, mehr Nachhaltigkeit zu etablieren ist Spatial Energy Planning (SEP), die räumliche Energieplanung. SEP verbindet Raum- und Energieplanung, um eine nachhaltige, effiziente und stabile Energieversorgung zu gewährleisten.

In einem gemeinsamen Projekt unter der Führung des Salzburger Instituts für Raumordnung (SIR) arbeiten verschiedene Partner aus Salzburg, Wien und der Steiermark daran, die notwendigen Informationsgrundlagen für effektive räumliche Energieplanung zu erarbeiten.

Die RSA FG ist über die Arbeitsgruppe „Smart Energy Balances“ des Research Studios iSPACE vertreten. Dabei kümmern sich die Forscher*innen um Datenhandling und -prozessierung, räumliche Modellierung und die Verwaltung digitaler Services. Die von der RSA FG erarbeiteten Modelle werden anschließend von den Bundesländern Salzburg, Wien und Steiermark zur praktischen Umsetzung eingesetzt.

Wie funktioniert „Spatial Energy Planning“?

Genauso wie es die Energieeffizienz als Maßstab von Gebäuden gibt, können auch Raum- und Siedlungsstrukturen mehr oder weniger energieeffizient sein. Positiv wirken sich dabei eine Funktionsmischung (Wohn-/Nutzgebäude), maßvolle Dichte, kurze Wege und allgemeine Kompaktheit aus – Wohnen, Arbeit, Nahversorgung und Erholung sollen in einem engen räumlichen Kontext möglich sein. Dazu kommt als weitere Dimension die Energieversorgung: Energiegewinnungs-, -verteilungs- und speicheranlagen, wie etwa die Verfügbarkeit von Flächen für Photovoltaik-Anlagen, müssen geplant werden.

Die Aufgabe von Spatial Energy Planning ist es daher, Energie als wesentlichen Faktor in Planungsprozessen mitzudenken. Dabei müssen Energiegewinnung und -versorgung räumlich und strukturell auf die spezifischen Bedürfnisse und Eigenheiten der jeweiligen Region und ihrer Bewohner*innen abgestimmt werden.

Wie wird SEP in Österreich umgesetzt?

Das Thema Energie wurde in der österreichischen Raumplanung bisher noch wenig berücksichtigt – Planer*innen fehlte es meist an strukturierten Informationen zu den regional verfügbaren technischen Optionen und Energiequellen. Das Projekt „Spatial Energy Planning“ will das ändern und Information und Koordination bieten, um die verfügbaren Ressourcen und Infrastrukturen bestmöglich einzusetzen.

Unter der Leitung des Salzburger Instituts für Raumordnung und Wohnen (SIR) erarbeiten Partner aus den Bundesländern Wien, Steiermark und Salzburg maßgeschneiderte Applikationen zur Planungshilfe für die beteiligten Bundesländer.

Die Digitalisierung ermöglicht eine Bereitstellung aller notwendigen Grundlagen: Zentrales Werkzeug, mit dem die Forscher*innen der RSA FG arbeiten, ist der ENERGIEatlas, eine GIS-basierte Webanwendung, die räumliche und energierelevante Daten und Informationen mit fundierten wissenschaftlichen Modellen und Methoden verknüpft. Dies schafft eine umfassende Planungsgrundlage, die sowohl für die Analyse einzelner Gebäude, als auch größerer Regionen wie Bundesländer geeignet ist. Eine darauf aufbauende Webapplikation erlaubt automatisierte Abfragen und fundierte Analysen für öffentliche Regulierungs- und Verwaltungsprozesse – langfristige Energie- und Infrastrukturplanung werden so möglich.

Die im Projekt SEP I für den Wärmesektor entwickelten Methoden werden derzeit in SEP II um die Sektoren Strom und Mobilität erweitert.

Welche Rolle spielt SEP im Klimaschutz?

Die Klimaschutzziele erfordern einen Übergang zu nachhaltigen Energiesystemen auf der Grundlage von Energieeinsparungen, mehr Energieeffizienz und erneuerbaren Energiequellen. Die Strategien für diese Maßnahmen sind jedoch in hohem Maße von lokalen und regionalen räumlichen Kontexten wie städtischen, vorstädtischen oder ländlichen Gebieten oder Kleinstädten geprägt.

Die Anwendung von SEP in den Instrumenten der öffentlichen Steuerung (Regulierung und Governance) kann einen wesentlichen Beitrag zur Unterstützung, Koordination und Kosteneffizienz der Energiewende leisten. Das große Ziel dabei ist, sowohl Kosten zu senken als auch drastisch weniger CO2 auszustoßen. Die Verknüpfung von Energieplanung und Raumplanung kann so dafür sorgen, dass Potenziale und Innovationen im Bereich der erneuerbaren Energie optimal genutzt, und verfügbare Ressourcen effizient eingesetzt werden. So können auch Gemeinden und Regionen ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten.